PTT Fourgon 1949-50, 2025 - ?

→  English Text

Ich habe schon vielzuviele Vauxhalls und der DX war mein letztes Projekt. Ich gehe ja auf die 80 zu. Aber...

Mir wurde im August 2025 ein Scheunenfund angetragen: ein Vauxhall PTT Fourgon 1949, Chassis LBP 34356, Motor 35896,
Der Besitzer: Toni Caviezel, Kunstmaler, * 1964, gestorben 2025, Hirschengasse 10, Appenzell, Ein Urgestein im Städtchen.  

         Bilder: Google, Appenzeller Zeitung, Rudolf Weber, Hans
Das Haus samt Inventar fiel testamentarisch an die Stiftung Sozialwerk Pfarrer Sieber. Der Wagen steht auf platten Reifen in einer Garage voller Plunder, die Liegenschaft soll geräumt werden.
Der Vauxhall Owners Club, vertreten durch mich, ist historisch interessiert an dem Fahrzeug, es ist eines von drei noch Existierenden. Ein Anderes ist ein Rosthaufen, der aber auf die Auferstehung wartet, das Dritte gehört dem Post-Museum in Schwarzenburg. Es sollen gegen 200 dieser Fourgons gebaut worden sein, ganze Drei gibt es noch.

Wir könnten für den Abtransport sorgen und das Fahrzeug vorerst einlagern. Was dann passiert ist noch völlig offen, Restauration oder Abbruch. Letzteres wäre eine Schande.
Ich schätze grob, für eine Restauration zur Fahrtüchtigkeit dürfte mindestens 35'000.- kosten, von Kapitalanlage oder Rendite kann keine Rede sein.
Der Vauxhall Owners Club hat im Prinzip kein Geld, man bräuchte Sponsoren. (Kulturfonds, Lotteriefonds, Post, Verkehrshaus?)

   
Diese Wagen wurden 1949 -1951 bei GM Biel aufgebaut aus Bedford PC 6cwt Fahrgestellen und Karosserievorderteilen der damals neuen Modelle L samt 2.3 l Motor.
Die kleinen Bedford PC 6cwt Lieferwagen hatten standardmässig noch die Vorderteile des Vorgängers Vauxhall H mit 1,2 l Motoren von vor dem Krieg.
Der hintere Karosserieteil , ab der höheren Windschutzscheibe und den Türen, stammt von Dritten, zB. Carrosserie Tüscher, Zürich, oder wie beim Appenzeller Wagen von Carrosserie Sécheron, Genève. Also eine typische "Swiss Finish" Lösung.

Dach und Türen sind Stahlblech, mit Kurbelfenstern, die hinteren Seitenpanele vermutlich Aluminium. Die Batterie ist links unter der Sitzbank, an deren üblichem Ort finden sich zwei Klaxons.
Ergänzung von Oldiruedi: vermutlich bei dem Wagen in Appenzell wurde eine Motorrevision begonnen, aber dann aufgegeben, als sich herausstellte, dass der Motorblock einen Riss aufweist. Seither gammelte der Wagen in dieser Garage vor sich hin, netterweise am Trockenen. womöglich bräuchte man somit noch einen Motor.

Freitag, den 26.9. 2025 konnten mein Freund und Nachbar Thomas "Harti" Hartmann (PFT Car) und ich das Fahrzeug besichtigen. Über die Kaufsumme haben wir uns mit dem Finanzverwalter der Stiftung Pfarrer Sieber, Herrn Karbach, geeinigt auf eine Spende von 500.-, bar bezahlt. Sie sind froh, das Ding loszuwerden und zu wissen, dass es in guten Händen ist und erhalten bleibt. 

      
 
Aufgrund der Platzverhältnisse wird die Bergung etwas kompliziert werden. Der  Wagen steht auf den platten Reifen ganz knapp unter einer Treppe an der Wand, Anheben nicht möglich. Das Garagetor führt auf ein knappes Vorplätzchen, das vor Jahren an den Nachbarn verkauft worden war. Dieser vermietet es als Parkplatz. Somit muss zur Bergung dieser Platz frei sein. Wir werden den Wagen auf den Rädern meines unterdessen aufgebockten LIP herausfahren und die zu ihm gehörenden Felgen aufarbeiten, Reifen besorgen und erst dann kann ich meine Räder wieder haben. Also vorne anheben, Räder montieren, und dann mit einer Winde den Wagen hervorzerren, bis das Heck von der Treppe frei ist. Dann die Hinterräder montieren und verladen. Immer in der Hoffnung, dass sich die Räder auch drehen! Glücklicherweise hat Harti noch einen kleineren Tieflader, mit dem Grossen käme man nicht in das Gässchen neben dem Haus. 

       

Da der Wagen trocken aufbewahrt wurde, findet sich unten zwar der übliche Dreck eines Gebrauchten, aber relativ wenig Rost. Dann geht es zur Reinigung, Reparatur und Rostschutz für den Unterboden und die Achsen, die Felgen und das Interieur. Erst dann werden wir uns um die Mechanik und Elektrik kümmern. Der Motor sieht äusserlich gut aus, aber ob er überhaupt noch dreht und der Zylinderblock gesund ist, müssen wir herausfinden. Ebenso ist der Zustand von Bremsen, Dichtungen etc. noch rätselhaft. Illusionen machen wir uns nicht. Der Ölfleck unter der rechten Vorderaufhängung ist verdächtig. Es gibt zwei Arten von Dubonnet-Aufhängungen, wie bei den Hebelstossdämpfern. Entweder sie sind im Moment noch dicht.

Die Vordertüren haben an der Unterkante Rostlöcher vom Regenwasser durch die Scheibenschlitze, ebenso entlang der Aufbau-Unterseite. Im Laderaum finden sich das Reserverad und Schachteln mit irgendwelchen Teilen. Die konnten wir aus Platzgründen noch nicht ansehen. Offensichtlich fehlen die Vauxhall-Embleme auf der Motorhaube und dem Lenkrad, vielleicht wurden die beiseite geschafft. Die Winker sind defekt. Die Instrumente scheinen vollständig. Das Kabineninterieur sieht sehr schön aus. 

Wer letzten Endes das Fahrzeug restaurieren und fahren wird, ist noch sehr offen. Mit meinen Freunden fange ich erst mal an.    Stand 27.9.2025,  Hans

Am 9.Oktober konnten wir das Fahrzeug abholen. Die Bergung verlief wie geplant, netterweise liessen sich alle Räder drehen. Wir stellten den Wagen auf die Räder und Reifen meines LIP und konnten ihn so aus seinem Verlies heraus- und mit der Handwinde auf den Tieflader hinaufziehen. Die Originalräder im Laderaum verstaut, und ab in den Thurgau.

         

Von Nachbarn erfuhren wir, dass Toni Caviezel den Wagen schon lange so ziemlich aufgegeben habe, er sei eher ein Hölziger denn ein Metalliger gewesen. In Appenzell soll der Vauxhall nie eingelöst worden sein. Ob sich noch Fahrzeugpapiere finden? Sonst geht die Suche auf den Ämtern los. 

         

 Unser Enkel Sandro ging Freund Harti beim Setzen der Radschrauben zur Hand. Dann ab nach Amriswil und ein feines Mittagessen mit Harti, seinem Sohn Reece und Sandro. 

         

Ein erster Blick von unten, mit dem Rost könnte es viel schlimmer sein. Jetzt wird das Fahrzeug erst mal gereinigt und dann sehen wir, wie es wirklich aussieht. 
Noch schöner wäre es, wenn dann auch der Motor sich drehen lässt oder gar läuft.